Sorry, you need to enable JavaScript to visit this website.
Pythagoras
Pythagoras

Pythagoräischer Buchstabe Y (?) im Giardino Botanico, Gardone

Pythagoras

PYTHAGORAS, 570 - 510 v. Chr.

  • Vater der VegetarierInnen 
  • Mathematiker
  • Musiker
  • Verkünder religiöser Lehren

In seiner Jugend soll Pythagoras, ein Grieche, sich in Ägypten und Babylonien mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen und religiösen Anschauungen vertraut gemacht haben. Anschließend kehrte er auf seine schöne Heimatinsel, die Insel Samos,  zurück.

Als Vierzigjähriger allerdings verließ er sie aus politischen Gründen endgültig. Er wanderte nach Süditalien aus, wo er in Kroton  die „Schule der Pythagoreer“ gründete. Die Mitglieder dieser Schule bildeten eine enge Gemeinschaft. Sie betrieben nicht nur Wissenschaft, sondern verpflichteten sich auch der disziplinierten „pythagoreischen Art des Lebens“. Größter Wert wurde auf Freundschaft und gegenseitige, unbedingte Loyalität gelegt. Man wandte sich gegen den Luxus und trat, so wie zahlreiche spätere antike Philosophen, für eine einfache Lebensweise ein. Auch in anderen Regionen Süditaliens gewannen die Pythagoreer viele Anhänger und beeinflussten über einige Jahrzehnte hinweg maßgeblich die Politik.

So versteht sich, dass Pythagoras, der übrigens, obwohl er oft nur durch einen Vorhang zu hören war, ein beeindruckender Redner gewesen sein soll, nicht nur in Verbindung steht mit dem nach ihm benannten mathematischen Lehrsatz, dem „Satz des Pythagoras“ , sondern auch mit seinen weiteren Aktivitäten und seiner Lebenseinstellung, die aus den überlieferten „Goldenen Versen“, ein in der Antike beliebter und mehrmals kommentierter Text, erkenntlich ist. (Sich von der Seelenwanderung distanzierend schätzten den Text auch die antiken Kirchenväter, darunter Isidor von Sevilla. Die pythagoreischen „Goldenen Verse“ wurden über das Mittelalter und die Renaissance bis in unser Jahrhundert weitertradiert und werden heute besonders in theosophischen Kreisen beachtet.)

Einige Jahrzehnte nach dem Tod des Pythagoras kam es im Verlauf politischer Wirren in mehreren süditalienischen Städten zu blutigen Auseinandersetzungen mit seinen Anhängern, den Pythagoreern. Sie wurden teils getötet, teils vertrieben. Die Schule des Pythagoras hatte nach relativ kurzer Zeit aufgehört zu existieren. Trotzdem zählte Pythagoras schon immer zu den bekanntesten (und rätselhaftesten) antiken Persönlichkeiten. Sein Gedankengut lebte weiter.

Legendenumrankt wurden ihm auch manche Symbole und geeignete Sprüche zugeschrieben. Als kleines Beispiel möge der sogenanne „Pythagoreische Buchstaben Y“ dienen: Lange galt die Vorstellung, Pythagoras selbst habe das Y in seiner Doppelfunktion – Buchstabe und Symbol zugleich - erfunden. Durch seine gegabelte Form ist es neben seiner Verwendung als Buchstabe auch ein Symbol menschlichen Lebens, das sich an einem Scheidepunkt befindet und sich im Hinblick auf Moral und Ethik für eine Richtung – Tugend oder Laster – entscheiden muss. Dass die Entscheidung nicht immer spontan gefällt werden kann, zeigt ein Aphorismus, der ebenfalls Pythagoras zugeschrieben wird:

Die kürzesten Wörter,

nämlich 'ja' und 'nein',

erfordern das meiste Nachdenken.

 

Einige Puzzlestücke zum Thema „Pythagoras“:

 

  • Pythagoras entwarf die Lehre von der „Himmelsharmonie“ („Sphärenharmonie“): Töne, die Planeten bei ihren streng gleichförmigen Kreisbewegungen hervorbringen, ergeben im Zusammenspiel den kosmischen Klang. - Einer Legende zufolge war Pythagoras der einzige Mensch, der die Himmelsharmonie hören konnte.
  • Er versuchte, symbolische und auch empirische Beziehungen zwischen Zahlen und Tönen zu finden und so die Musik ebenso wie die Mathematik in das Gebäude seiner Weltordnung (Kosmologie) einzuordnen. Die Ansicht, dass Pythagoras der Begründer der mathematischen Analyse der Musik gewesen wäre, war in der Antike allgemein verbreitet und akzeptiert. Ihr zufolge war Pythagoras der Entdecker der musikalischen Harmonielehre.
  • Ein Hauptelement der frühen pythagoreischen Zahlenlehre war die Tetraktys („Vierheit“): Die Gruppe der Zahlen 1, 2, 3 und 4, deren Summe die 10 ergibt. Die Zahl 4 wurde neben der „vollkommenen“ 10 im Pythagoreismus als für die Weltordnung grundlegende Zahl betrachtet. Empedokles, der Pythagoras sehr schätzte, griff auf diese Zahl zurück. Er führte die Lehre von den vier Urstoffen (Vier-Elemente-Lehre) ein, die für das naturwissenschaftliche Weltbild der Antike maßgeblich wurde und auch die Medizin beeinflusste.
  • Es wird überliefert, dass Pythagoras Musik gezielt zur Beeinflussung unerwünschter Affekte einsetzte, also eine Art Musiktherapie betrieb.
  • Harmonie, fußend auf Autorität, universaler Freundschaft und maßvollem Lebenswandel soll den zwischenmenschlichen und auch politischen Bereich bestimmen.
  • Pythagoras war überzeugt von der Seelenwanderung, wobei er keinen Wesensunterschied zwischen menschlichen und tierischen Seelen annahm. Er selbst und sein Schülerkreis, die Pythagoreer und Pythagoreerinnen, die seine Lehre weitertrugen, lebten aus diesem Grund nach dem vegetarischen Prinzip, das als „Enthaltung von Beseeltem“ bezeichnet wurde, und Bohnen (Vicia faba) von der Ernährung ausschloss. Die Bohnen seien laut Wikipedia jedenfalls von Pythagoras nicht aus Angst vor Favismus mit diesem Tabu belegt worden. Die Gründe dafür seien nicht gesichert.

    Welche Gedankengänge könnten hinter dem Bohnenverbot der Pythagoras stecken? 

    Vielleicht ist es ganz einfach zu verstehen, wenn man

    • von der Überzeugung der Seelenwanderung und der konsequenten Haltung des Pythagoras weiß -
    • weiß, dass unter „Bohnen“ nur die Art Vicia faba ( = Puffbohne, Ackerbohne, Saubohne Dicke Bohne) verstanden werden kann, denn die heutigen Gartenbohnen erreichten erst nach der Eroberung Amerikas Europa -
    • Rückschlüsse zieht über die tradierte römische Vorstellung, dass Seelen von Verstorbenen zur Reifezeit der gut und leicht keimenden Bohnen in diese wanderten, um hier wiedergeboren weiterleben zu können, denn die Wurzeln der Bohnenpflanze, die ja tief in die Erde eindringen, hätten die Fähigkeit, sich in Verbindung mit dem Jenseits zu setzen -
    • weiß, dass die Reifezeit der Vicia faba in Italien der Mai ist und im Mai die antiken Totenfeste ( Lemuralia  ) mit ihrem Ritus des Bohnenopfers stattfanden -
    • bedenkt, dass die mythologische Verbindung zwischen Bohnen und Totengeistern so nachhaltig ist, dass sie auch heute noch in den italienischen „Fave dolci“ („Süße Bohnen“) oder „Fave dei morti“ („Bohnen der Verstorbenen“, „Allerseelen-Bohnen“) anklingt, trotz der Erschwernis, dass das christliche Allerheiligenfest, das ursprünglich am 13. Mai, einem Festtag der Lemuralia (!), gefeiert wurde, 200 Jahre später auf den 1. November verlegt wurde.

Du aber sei guten Mutes, denn göttlich ist das Geschlecht der Sterblichen,

und die Natur, die das Heilige offenbart, zeigt ihnen alles.

(Aus: „Goldene Verse“)