Weiterverarbeitung von Hanf
Die Weiterverarbeitung setzte eine gute Trocknung voraus, welche sich je nach Witterung in die Länge ziehen konnte.
So schwer und aufwendig all diese Arbeiten waren (Pflücken, Trocknen, Rösten, Waschen), sie waren etwas Besonderes, schon wegen des speziellen Geruchs, der sie begleitete. Als Kinder rauchten wir im Herbst bei der Traubenernte gelegentlich gesammelte und getrocknete Hanfblätter. Das war harmlos und blieb ohne Folgen, denn der bei uns angebaute Hanf hatte einen sehr niedrigen Gehalt an THC.
Die getrockneten Raisten wurden zuerst mit der Hanfbreche gebrochen, dann an einen Schlagbaum oder Pfosten so lange geschlagen, bis die größten Stängel sich von der Faser trennten, dann noch mal gebrochen mit der Hacke und wieder geschlagen bis alle Stängel gelöst waren. Es folgte das Kämmen mit der Hechel („Heuchel“). Sie war kammartig und hatte verschiedene Dichten. Bei der großen Hechel fing man an und kämmte anschließend mit zwei „Grebeln“, bis man die erwünschte Feinheit der Faser erreicht hatte. Das Werg (det Wiark), welches nach dem Kämmen übrig blieb, wurde für gröbere Stoffe, Seile u.s.w. verwendet. Die sauberen, gekämmten Fasern waren nun so weit vorbereitet, um gesponnen zu werden.
Das Brottuch
von Anna Markus
In Schränken da liegt nun gut aufbewahrt
das Gewebe von Mutter und Großmutters Händen
Ich stehe gedankenverloren davor
ein Abschnitt er soll alles beenden
Mein Vater er streute die Hanfkörner aus
in die frische duftende Erde
Er schickte dem Samen die Bitte noch nach
auf daß er gesegnet werde
Es grünte und blühte der Hanf in Pracht
auf dem Acker der unser noch war
Er garte im Wasser wir fuhrn ihn nach Haus
so war das stets Jahr um Jahr
Es lehnten die Garben zum Trocknen am Tor
in der gleissenden Mittagssonne
Gehackt und gebrochen beim Mondenschein
uns Kindern zur grössten Wonne
Bis dass man den Hanf um den Rocken nun band
da war noch viel Arbeit vonnöten
Doch jetzt war's soweit: das Kränzchen begann
wo fleißig die Spindeln sich drehten
Die Schneeflocken stoben, es knirschte der Frost
ich lief mit an der Mutter Hand.
Ich seh sie noch vor mir - die Rockenstube
die Arbeit und Freude verband
Bald war es geschafft,
es stand schon der Webstuhl.