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Frau Holle - Pflanzenmythos mit Wurzeln in der Jungsteinzeit
Frau Holle - Pflanzenmythos mit Wurzeln in der Jungsteinzeit

Frau Holle - Pflanzenmythos mit Wurzeln in der Jungsteinzeit

Frau Holle: Pflanzen-Mythos mit Wurzeln in der Jungsteinzeit 

Aus der Jungsteinzeit stammt nach Meinung der Philosophin H. Göttner-Abendroth die Gestalt der allseits bekannten Frau Holle, der „Huldvollen“, und der Historiker K. Kollmann meint über diese Märchenfigur, „ dass Frau Holle keine Spukgestalt und kein Vegetationsdämon ist, sondern die regionale Verkörperung einer uralten weiblichen Erdgottheit (Magna Mater), wie man sie fast überall auf der Welt unter den verschiedensten Namen verehrt hat.“

Wertvolle Zeuginnen dieser Zeit sind im deutschsprachigen Raum die vor kurzem gefundene „Venus vom Hohlen Fels“ und die berühmte Venus von Willendorf

  • Zu den uralten weiblichen Gottheiten zählt auch die nordgermanische Erdmutter Jord, die den Namen Hloðyn (Hludana) trägt und unter diesem Namen als Beschützerin des Hauses und des Herdes galt, gleich wie in Mitteleuropa Frau Holle oder, wie sie auch genannt wird, die Hulda, Holda, Holla.

Frau Holla lebt in Märchen und Sagen weiter. 

Der Volksmund kennt sie noch als Erd- und Himmelsgöttin, die als Hüterin des Totenreiches und gleichzeitig als Göttin der Fruchtbarkeit sowohl unter der Erde als auch im Himmel ihr Reich hat. Den Eingang zu ihrer Anderswelt findet man entweder beim Holunderbusch oder durch den Hollabrunnen. Auch dieser Brunnen zeigt Frau Holle als Fruchtbarkeitsgöttin, denn sie schenkt den Frauen, die darin baden, die ersehnten Kinder. 

Als Herrin der Jahreszeiten und des Wetters sorgt sie für die Fruchtbarkeit der Erde. Holla gilt alsVerursacherin von Sonnenschein, wenn sie ihr langes, goldenes Haar kämmt, von Regen, wenn sie ihr Waschwasser ausschüttet, von Nebel, wenn sie Feuer macht und kocht, von Schnee, wenn sie … na, Sie wissen es eh schon! ;)

Das Lied von der Erdenmutter, das die Kinder gerne singen, erzählt von ihr als Verusacherin der vier Jahreszeiten: 

Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder:
den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter.
Der Frühling bringt Blumen, der Sommer bringt Klee,
der Herbst, der bringt Trauben, der Winter den Schnee.
Und wie sie sich schwingen im Jahresreihn,
so tanzen und singen wir fröhlich darein. 

Als Schutz- und Heilungsgöttin   sorgte Frau Holle im Holunder wohnend für die Menschen: Sie weiß Bescheid über die Zeit, über die Entwicklungsschritte des Menschen, über Leben und Tod. Solange wenig Platz im christlichen Himmel war, durften als Trost für die Familie die Seelen der verstorbenen, ungetauften Kinder in ihren mütterlichen Gefilden  glücklich sein und mit den Elfen spielen. Manchmal, wenn die Welt ihren Atem anhält, hört man sie beim Holunder kichern  ;)  Dieser Baum hat auf den ersten Blick so gar nichts „Göttliches“ an sich. Er ist eher kleinwüchsig, ein "Klein-Baum" eben, oder, wenn er mehrstämmig wächst, ein "Groß-Strauch". Er ist jedenfalls eine  geheimnisvolle Pflanze, die von Frau Holle mit Heilkraft und Wissen gesegnet wurde. Die Menschen Mitteleuropas erkannten schon vor Jahrtausenden das Besondere an ihm: Für sie manifestierte sich Frau Holle als  dreigestaltige Magna Mater, Haus, Hof und Menschen beschützend, in ihm:
Von ihm lasen sie im Frühling, wenn sich das erste Grün in seinem scheinbar toten Geäst wieder regte, das wiedergeborene Leben, die „junge Göttin“, ab, die sich bald in einer weißen, lichten Blütenwolke zeigte, vielen kleinen freundlichen Geistern Wohnung bietet und blütenduftend sonnigwarme Heilkraft schenkte. Heilkraft, die gut für die kalte Winterszeit aufbewahrt werden kann!
Im Spätsommer erkannten die Menschen in den violett-schwarzen, schwer hängenden Beerendolden die „reife Göttin“. Und wieder schenkt sie beispielhaft Nahrung und Heilkraft für ihre Freunde und Freundinnen, die Vögel und die Menschen.
Hat sie ihren Auftrag erfüllt, zieht sie sich von sich aus (was Balder erst schmerzhaft lernen musste), als „weise Göttin“ in die Anderswelt zurück. Nicht, ohne erkennbare Hinweise auf nach dem Winter (Tod) wieder erwachendes Leben auf ihrer groben, runzeligen Baumgestalt zurückzulassen: kleine, harte, braune Knospen…

Wundern Sie sich, dass dieser Kleinbaum mit einem Tabu belegt und nicht gefällt werden durfte? Dass die Zeit nach der Wintersonnenwende Frau Holla geweiht war, bei einer Totenwache Holundertee getrunken und Holunder auf Gräber gepflanzt wurde?
Dazu Eduard Mörike in seinem „Kinderlied für Agnes“:
Dort an der Kirchhofmauer,
da sitz' ich auf der Lauer,
da sitz' ich gar zu gern;
es regt sich im Holunder,
es regnet mir herunter
Rosin' and Mandelkern.