Man braucht jedoch einen guten Blick, um die in der Bergbevölkerung hochgeschätzte Blutwurz, „den Tormentill“, zu entdecken und zu erkennen. Sie hat nämlich eine hübsche, aber medizinisch unwirksame, Doppelgängerin: das Kriechende Fingerkraut, das oft gemeinsam wächst. Bis in Höhen von 1750 m. Unterscheidungsmerkmale: Die Blüten des Kriechenden Fingerkrautes bestehen aus 5 Blütenblättern, die der Blutwurz aus 4, ihre angeschnittene Wurzel des Kriechenden Fingerkrautes färbt sich nicht blutig-rot.
So erkennen Sie die Blutwurz:
- Niedere, kleine, lockere Pölster bildende Pflanze mit gefingerten Blättern und mit leuchtend gelben, kleinen Blüten. Jede Blüte besteht immer aus 4 Blütenblättern!
- Ihre Wurzel führt einen r o t e n Saft, wovon sie ihren Namen „Blutwurz“ bekommen hat.
Wirkungen und Anwendungsgebiete der Blutwurz
Das Besondere an der Wurzel der Blutwurz ist die Höhe des Gerbstoffgehaltes (Catechingerbstoffe, Gallo- und Ellagitannine), der bis zu 22% betragen kann. Damit ist sie Europas gerbstoffreichste Pflanze überhaupt! Allerdings sind an der Wirkung der Blutwurz noch weitere Inhaltsstoffe beteiligt, wie Flavonoide und Triterpene. Triterpene verfügen über cortisonähnliche Eigenschaften und wirken nachweislich entzündungshemmend.
- Die medizinisch wirksamen Stoffe werden sowohl durch Alkohol als auch durch Wasser gelöst. So kann man aus der Wurzel der Blutwurz eine praktische und wirksame Blutwurztinktur ansetzen, aber auch einen Blutwurztee kochen. Wie die beiden Arzneimittel zubereitet und dosiert werden, finden Sie hier!
- Die Inhaltsstoffe der herb schmeckenden Blutwurz-Wurzel wirken stark adstringierend (zusammenziehend) und antimikrobiell. Dabei hemmen sie besonders das Wachstum von Mikroorganismen auf der Haut und auf der Schleimhaut. Blutwurz wirkt auch blutdrucksenkend. (Pschyrembel Naturheilkunde)
Bereits Tabernaemontanus, ein Vater der Botanik, beschrieb die Blutwurz, jedoch unter dem Namen „Tormentill“. Wegen ihrer antimikrobiellen Wirkung ist sie seit Jahrhunderten unter folgendem Spruch bekannt:
„Esst Kranawitt und Tormentill dann sterbt ihr nit so viel!“ - Ein Vöglein hätte ihn zur Pestzeit den Menschen zugezwitschert. „Kranawitt“ ist übrigens eine Bezeichnung für den Wacholder. – Wie viele Menschen dadurch vor der Pest gerettet wurden, wissen wir nicht … Ihr, so wie anderen schweren Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Diphtherie …), konnte erst die Schulmedizin Einhalt gebieten!
In unserer Zeit wird die Wurzel der Blutwurz, die auch in der Apotheke erhältlich ist, als Tee und vor allem als Tinktur bzw. als roter Blutwurzschnaps mit sehr gutem Erfolg angewendet.
Innerlich bei:
- Halsschmerzen
- Angina
- Kehlkopfentzündung (Heiserkeit)
- Zahnfleischentzündungen
- Aphthen
- Magen-Darm-Grippe (!) (Enteritis)
- Bei unspezifischem Durchfall und Erbrechen
- Bluthochdruck
äußerlich bei
- Hämorrhoiden
- Verbrennungen