Schon seit Urzeiten wird SCHLAFMOHN, dessen Heimat bei den Wildsippen des Borstenmohns im westlichen Mittelmeerraum zu finden ist, vom Menschen kultiviert, sodass, Farbe (weiß, violett, rosa, rot, hell, dunkel), Blütenfülle, Form der Kapsel, Pflanzenhöhe und Inhaltsstoffe betreffend, unterschiedliche Sorten entstanden. Gemeinsam sind ihnen der geringe Morphingehalt der reifen Samen und die blaugrünen, stängelumfassenden Blätter.
Durch Ausgrabungen, u.a. rund um den Bodensee, und der Zuordnung von Mohnkapseln als Begleitsymbol verschiedener Gottheiten ist erkenntlich, dass man seit Urzeiten um die nährende, schmerzstillende, verdauungsbeeinflussende, beruhigende, schlafbringende, euphorisierende, hypnotische, aber auch tödliche Wirkung des Schlafmohns weiß.
Griechische Gottheiten, die mit Mohnkapseln dargestellt wurden:
- Nyx, Göttin der Nacht und Mutter der Zwillingsbrüder Hypnos und Thanatos
- Thanatos, Gott des friedlichen Todes
- Hypnos, Gottes des Schlafes (bei den Römern „Somnus“ – Schlaf genannt. Der Artname der botanischen Bezeichnung „Papaver somniferum“ deutet darauf hin.
- Morpheus, Sohn des Somnus, Gott der Träume. Nach ihm wurde 1804 das erste isolierte Alkaloid des Schlafmohns „Morphin“ benannt.
- Aphrodite, aus deren leidvollen Tränen über den Verlust ihres Adonis der tröstliche Schlafmohn mit seinen Opiumtränen entstand.
- Hermes, der so viel Erfolg bringt, wie Samen in der Kapsel sind. (Im Mittelalter wurden in der Annahme, dass Hexen gezwungen wären, jedes einzelne Korn zu zählen, Mohnsamen vor die Haustüren gestreut, um sie bis zu ihrem erschöpften Abzug zu beschäftigen.)
- Demeter, die für die Fruchtbarkeit der Erde und, zusammen mit ihrer Tochter Kore (Persphone), dafür sorgt, dass die Natur – und mit ihr der Mensch – nach der Zeit des Todes zu neuem Leben erwacht. Beide werden oft mit Mohnkapseln oder Mohnblüten dargestellt.
DIE BLÜTE DES SCHLAFMOHNS ALS SYMBOL
Sie gilt durch ihre Farbintensität, verbunden mit ihrer Leichtigkeit, ihrer Anziehung für Bienen und ihrer Kurzlebigkeit mit anschließender Bildung von giftigen, jedoch schmerzstillenden und bewußtseinserweiternden Inhaltsstoffen und zahlreichen keimfreudigen, energiespendenden Samen seit jeher als ein Symbol für Lebensfreude, Flüchtigkeit des irdischen Lebens, rauschhafte Erkenntnis, entspannende Leere (Schlaf, friedlicher Tod) aber auch als ein Hinweis auf erneutes Leben nach dem Tod. Ergänzendes hier.
SCHLAFMOHN IN DEN AUFZEICHNUNGEN DER ÄRZTE DER ANTIKE
Theophrast unterschied zwischen dem eingetrockneten Milchsaft, den er „opos“ (-> Opium) nannte und dem schwächer wirkenden Presssaft, dem „mekonion“, benannt nach Mekonia.
Bereits Diokurides beschrieb die Herstellung von Rohopium und die medizinische Anwendung von Schlafmohn bei Schlaflosigkeit, Husten, Verdauungsbeschwerden (Durchfall), Schmerzen und warnte vor einer tödlichen Wirkung.
Auszugsweise wiedergegeben, z.T. in neuer Rechtschreibung (Quelle):
„… deshalb bewirken die in Wasser gekochten Blätter und Köpfe als Bähmittel Schlaf.… Werden die Köpfchen für sich allein mit Wasser bis auf die Hälfte eingekocht, dann wieder mit Honig gekocht, bis die Flüssigkeit dicklich geworden ist, so geben sie ein Leckmittel, welches schmerzstillend wirkt bei Husten, Erkältung der Luftröhre und Magenaffectionen…
Der Same des schwarzen Mohns wird, fein gestoßen, bei den an Schlaflosigkeit Leidenden mit Wasser als Umschlag auf die Stirn und die Schläfen gelegt…
Der Saft selbst wirkt, etwa in der Größe einer Erbse genommen, schmerzstillend, schlafmachend und die Verdauung befördernd, hilft auch bei Husten und Magenaffectionen.
Im Übermaß getrunken schadet er, indem er Lethargie bewirkt und tötet. … weil durch Tatsachen die Wirkung des Arzneimittels bestätigt ist.
Es ist aber nicht unangebracht, die Art und Weise, wie man den Saft sammelt, zu beschreiben:
Einige nämlich zerstoßen die Köpfe samt den Blättern und pressen sie in der Presse aus, reiben (den Saft) dann im Mörser und formen ihn zu Pastillen. Ein solcher heißt Mekonion, er ist schwächer als der (natürliche) Saft.
Diejenigen, welche den (natürlichen) Saft gewinnen wollen, müssen nach dem Abtrocknen des Taues das Sternchen (die Krone der Kapsel) mit einem Messer umziehen, so dass es nicht in das Innere eindringt, und in gerader Richtung die Köpfchen an den Seiten oberflächlich einschneiden, dann die heraustretende Träne mit dem Finger in eine Muschel streichen … verdickt … Dann muss man ihn in einem alten Mörser kneten, in Pastillen formen und aufbewahren.“
THERAPEUTISCHE ANWENDUNG IN DER ZEIT NACH DER ANTIKE
- Dioskurides’ Beschreibungen der Verwendung von Schlafmohn wurden in die Folgezeit bis in das 19. Jh. übernommen.
- So finden sie sich im „Macer floridus“ und bei Leonhart Fuchs wieder. Vom letzteren stammt die bleibende Bezeichnung Opium: „In zu großer Menge genossen ist er tödlich. Der Saft heißt auf Latein opium.“ (Quelle: Nutzpflanzen in Deutschland, U. Körber-Grohne)
- Trotz seiner Gefährlichkeit war Opium lange Zeit zusammen mit anderen sehr stark giftigen Pflanzen wie Alraune, Stechapfel, Tollkirsche, Bilsenkraut, Schierling u.a., gemischt mit Maulbeersaft, Wein und eingebracht in einen Schlafschwamm, das einzige Narkosemittel . - Dass manche Patienten dabei einen giftbedingten Atemstillstand erlitten, ist vorstellbar. Wie gut geht es uns da heute mit unserer Notfallmedizin!
- Mohn lebte aber nicht nur in Büchern und Krankenanstalten weiter, sondern eroberte vom 9. Jh. weg die europäischen Gärten.
- Karl d. Große ließ ihn nämlich per Dekret in seinem ganzen Reich anbauen.
- Für Walahfrid Strabo , dem "Gartenarchitekt" des frühen Mittelalters, zählte er zu den 24 wichtigsten Heilkräutern eines Klostergartens.
- Die Klöster halfen mit, den Schlafmohn, den den „Magsamen“, wie er im Mittelalter genannt wurde, zu verbreiten.
- Von Hildegard von Bingen ist z. B. überliefert, dass sie als Einschlafhilfe empfahl, einen Esslöffel roher Mohnsamen zu essen.
- In dieser Tradition steht der Mohnschnuller, der noch bis ins vorige Jahrhundert für Kinder üblich war: In ein Stück Leinen wurden Mohnsamen und Zucker bzw. Honig eingebunden und den Kindern zum Nuckeln gegeben. Ein mehrfaches Risiko!
- Als langfristig (bis zu Beginn des 20. Jd.) verhängnisvoll erwies sich auch das "Laudanum" des Paracelsus, ein „Allheilmittel“ aus Wein und Opium. Mehr dazu können Sie hier lesen.
- Eine Anlehnung an die antiken medizinischen Ratschläge findet sich auch in dem Kräuterbuch von Dr. H. Marzell, 1923:
- „Aus den noch grünen Mohnkapseln stellt man Abkochungen zu schmerzstillenden Umschlägen auf Unterleib und Kopf her. Die Arzneibücher lassen aus unreifen Mohnkapselauszügen durch Kochen mit Zucker einen Sirup bereiten… Es besteht noch vielfach die gefährliche Unsitte, den kleinen Kindern den Absud unreifer Mohnkapseln als sogenannten Schlaftee zu verabreichen.“
- HEUTE:
Wurde noch bis ins 20. Jh. bei schweren Durchfällen als letzte Hilfe die stopfende, Darmmotilität vermindernde Wirkung des Opiums in Form von „Tinctura Opii“ schulmedizinisch angewendet, so werden heute vor allem 5 der 40 Schlafmohn-Alkaloide aus dem Rohopium isoliert oder synthetisch nachgebaut, um die Wirkungen des Opiums (schmerzstillend, meist euphorisierend, sedativ-hypnotisch, hustenstillend, Darmmotilität vermindernd, als Früheffekt brechreizfördernd, als Späteffekt Brechreiz unterdrückend, Atmung verflachend und verlangsamend mit nachfolgender mangelnder Sauerstoffversorgung, suchterzeugend …) aufzusplittern und gezielt mit weniger schädlichen Nebenwirkungen anwenden zu können.- Schulmedizinisch verwendet werden heute folgende Schlafmohn-Alkaloide: Morphin, Codein, Noscapin, Narcein, Papaverin. „Diese Alkaloide haben unter anderem schmerzstillende, hustenlindernde, stopfende und zum Teil krampflösende Wirkungen und werden als Reinstoffe in Fertigarzneimitteln gegen Schmerzen, Husten, Durchfall und bei Krampfzuständen angewendet.“ (Quelle u. weitere Infos)
SCHLAFMOHN ALS RAUSCHDROGE
Wurde Opium in Europa bis ins 19. Jh. beinahe ausschließlich für medizinische Zwecke verwendet, so kam im Orient, später auch in China, als Ersatz für Alkohol und Tabak ab dem 7. Jh. sein Genuss als Rauschdroge auf. Von hier aus breitete sich der Missbrauch des Schlafmohns, jahrzehntelang unterstützt durch britische Handelsinteressen, in Form von Morphin- und Opiumsucht bzw. Heroinabhängigkeit weltweit aus.
Legaler Anbau von Schlafmohn zu medizinischen Zwecken wird heute hauptsächlich in Indien, Türkei und Ländern der ehemaligen Sowjetrepubliken betrieben, die illegalen Hauptanbaugebiete liegen in Afghanistan, das 2013 vor einer Rekordernte steht, sowie in Südostasien (Goldenes Dreieck mit Myanmar). Sie decken gewinnbringend die weltweite Nachfrage.
SCHLAFMOHN ALS WERTVOLLES NAHRUNGSMITTEL
Die ölhaltigen, angenehm nussig duftenden Samen des Schlafmohns wurden immer schon als energiespendendes Lebensmittel verwendet. Durch Kultivierung und Zucht (Zufallssämlinge, Auswahlverfahren, Kreuzung von Hand …) entstanden alkaloidarme Sorten, die in der Reife extrem morphinarme Samen liefern und deshalb auch in vielen europäischen Ländern als Speisemohn zugelassen sind.
Die reifen Mohnsamen dieser Sorten sind
reich an:
- wertvollem Öl ( Mit einem 50% Ölgehalt (davon 60% Linolsäure!) zählte Mohn zu den wichtigsten Ölpflanzen im alpinen Raum.)
- Eiweiß
- Ballaststoffen
- Vitaminen ( B-Vitamine )
- Mineralstoffen. Die Mohnsamen gehören mit einem Calciumgehalt von ca. 2,5 % zu den calciumreichsten Lebensmitteln.
sehr, sehr arm an:
- Morphin. Ihr Morphingehalt beträgt in der Regel, wenn sie nicht mit grünen Pflanzenteilen in Berührung gekommen sind, anerkannt gesundheitlich unbedenkliche 0,005 %.
Traditionelle Speisen, Süßspeisen, Brot, Backwaren, Gewürzmischungen und auch Öl wurden und werden gerne mit Mohnsamen zubereitet!
Vielleicht schwingen - neben den energiereichen und gesunden Inhaltsstoffen des Speisemohns - Mohnmythos und ein Morphingehalt in homöopathischer Dosis mit, wenn ganze Landstriche meinen, ohne typische Mohnspeise kein „richtiges“ Fest gefeiert zu haben!
Hochzeiten, Polterabende, Kirchtage, Allerheiligen (Mohnkrapfen für die traditionellen „Krapfenschnapper“ bzw. „Krapfenlotterer“ in Ost- und Südtirol), Weihnachten, Abschiede … verlangen nach Speisen mit Mohn. Mohn, wie Schlafmohn ihn liefert.
Als Beispiele mögen das Südtiroler Ultental und das österreichische Waldviertel gelten, die diesbezüglich eine über Jahrhunderte ungebrochene positive Tradition aufrecht erhalten! Die Samen anderer Mohnsorten gelten als wenig ergiebig oder unbekömmlich.
Bevor der „Mohn“, wie man auch die Mohnsamen kurz bezeichnet, in der Küche als Nahrungsmittel verwendet wird, muss er angequetscht werden, damit die winzigen Körnchen ihre Energie, das Öl, hergeben. Dazu wurde der Mohn
- früher meistens in der Mohnstampfe oder im Mohnmörser gestampft,
- später mit einer speziellen Mohnmühle gemahlen bzw. gequetscht.
- Heute verwendet man dazu auch elektrische Kaffeemühlen.
- Für die Gewinnung von purem, wertvollen Mohnöl wird Mohn zusätzlich gepresst. Auch dafür gibt es für den Haushalt geeignete Maschinen.
- Das goldgelbe Mohnöl der ersten Kaltpressung wurde lange als „billiges Ersatzmittel für das teure Olivenöl“ (Marzell, 1923) in der Küche verwendet.
- Billig ist es nicht mehr, aber für Küche, Heilöle und Hautcremes nach wie vor hochbegehrt!
- Als Schmiermittel ist Mohnöl nicht geeignet, da es ein trocknendes Öl ist. Diese Eigenschaft ist allerdings eine Voraussetzung für die Herstellung von Malfarben und Lacken, wozu das Öl der zweiten Pressung genutzt wird.
- Mohnöl wird seit langem auch zur Seifenherstellung verwendet.
- Das goldgelbe Mohnöl der ersten Kaltpressung wurde lange als „billiges Ersatzmittel für das teure Olivenöl“ (Marzell, 1923) in der Küche verwendet.
- Der Pressrückstand („Mohnkuchen“), der bei der Ölgewinnung anfällt und nach W. Franke immer noch 28 - 41 % Eiweiß und 5 - 18 % Restfett enthält, wurde und wird dem Mastfutter untergemischt und dient(e) dem Menschen als sanftes Abführmittel.
MOHNANBAU IM EUROPA DES 21. JAHRHUNDERTS
Viele Menschen haben Mohn nicht nur zum Essen gern, sondern lieben auch zu beobachten, wie sich die Blüte aus der Knospenhülle befreit, sie wie ein Mütze nach oben schiebt. Zu sehen, wie sich die durchscheinenden, übereinander gefalteten Blütenblätter herauszwängen, sich im Wechsel von Schattierungen zu einer großen, offenen Blütenschale formen, um bereits am nächsten Tag schwebend zur Erde zurückzukehren, eine Samenbotschaft hinterlassend.
In Deutschland ist der Anbau von Speisemohn seit 1978 per Betäubungsmittelgesetz nahezu völlig verboten. Und auch „Sämtliche Zierformen des Schlafmohns - Pflanzen die unseren Großeltern noch vertraut waren, und die schon seit Jahrhunderten in unseren Bauerngärten angebaut wurden - sind in Deutschland somit komplett verboten. (Saatgut-Vielfalt). Auch bei diesen Zierformen ließe sich Speisemohn ernten. - Vom Verbot ausgenommen sind zwei Sorten des Schlafmohns mit morphinarmem Pflanzensaft, „Mieszko“ sowie „Zeno Morphex“. Sie dürfen allerdings nur mit kostenpflichtiger Genehmigung angebaut werden.
Da haben es andere europäische Länder besser!
Ihre Gärten schmücken sich wie seit Jahrhunderten mit zauberhaften Schlafmohnsorten, deren Samen eigenhändig geerntet werden können. Ohne dass – wie bei der maschinellen Ernte - unreife grüne Mohnkapseln mitgeerntet und gemeinsam mit den reifen Samenkapseln gequetscht werden, sodass alkaloidreicher Milchsaft austritt und das Erntegut, die reifen Mohnsamen, benetzt. Der Morphingehalt der Samen wird dadurch unkontrolliert erhöht.
Selbst gezogene Samen aus Garten oder Trögen schmecken einfach aromatischer, weniger bitter, ist die Meinung vieler AnbauerInnen.
Sie haben die Erfahrung gemacht, dass neben der Sorte, ob Weißmohn, Blaumohn, Braunmohn oder Graumohn, der Umgang mit dem frischen Erntegut für die Geschmacksentwicklung von Bedeutung ist.
Und so manche(r) hütet das Saatgut seiner Lokalsorte wie einen Hausschatz, der an die nächste Generation weitergegeben werden wird.
- Ja, und manchmal passiert es, dass Vögel Samen über Ländergrenzen verschleppen und so Schlafmohn auswildern lassen – zur Freude von deutschen Wild-Pflanzensammlern!
SORTEN VON SPEISEMOHN
Grundsätzlich teilt man den Speisemohn ein nach:
Samenfarbe, die jeweils mit einer bestimmten Konsistenz verbunden ist: Weißmohn, Blaumohn, Braunmohn oder Graumohn
Anbauzeit: Wintermohn und Sommermohn
Form der reifen Samenkapsel: Schüttmohn und Schließmohn. Je nachdem, ob sich unter der Krone (= Sternchen, Kappl, Krendel, Narbenstrahlen, Narbenschild), kurz vor der Reife kleine Löcher (= "Augen") öffnen oder nicht, spricht man von Schüttmohn (mit Augen) oder Schließmohn (Er ist geschlossen, also ohne Augen).
- Winter - und Sommermohn
Gleich wie es beim Getreide für Sommer- und Wintergetreide unterschiedliche Sorten gibt, ist auch der Wuchstyp des Wintermohns von dem des Sommermohns verschieden.- Wintermohn muss im Frühherbst so rechtzeitig ausgesät werden, dass seine bodenständige Blattrosette bis zum Frost vollständig entwickelt ist. Er muss weniger gehackt werden als Sommermohn und bringt, falls er nicht auswintert, einen höheren Ertrag.
- Aussaat, Pflege und Ernte des Sommermohns sind auf Wildfind unter „Kultivierung“ beschrieben.
- Der Schüttmohn ermöglicht eine bequeme händische Samenernte, bei der die Mohnkapseln nicht zerstört werden. Sie können als Dekoration und Bastelmaterial weiterverwendet werden. Der Schüttmohn ist die ursprünglichere und ältere Kulturform als der Schließmohn.
So wird er geerntet:
- Sobald sich an der braunen Kapsel unterhalb der Zacken der Krone kleine Löcher („Augen“) zeigen, kann die Ernte beginnen, … bevor er sich, geschüttelt durch den Wind, selbst ausstreut – zur Freude von Vögeln und Mäusen ;)
- Mit einer Baumschere werden die Stängel mit den Kapseln in gewünschter Höhe abgeschnitten, in der Hand gebündelt, kopfüber in einen Kübel gehalten und fest ausgeschüttelt.
- Der Mohn kann bereits verwendet werden.
- Für die Aufbewahrung (trocken, nicht ganz luftdicht) ist das Nachtrocknen sehr wichtig, damit der Mohn nicht verbittert oder gar schimmlig wird. Achtung: Mohn nimmt sofort schnell die Gerüche seiner Umgebung auf!
- Die leeren Mohnbündel hängt oder stellt man eine Zeitlang gekreuzt kopfüber auf, denn es lösen sich noch etliche Samen von den Scheidewänden der Kapseln.
- Der Schließmohn ist „blind“, d. h., es öffnen sich bei ihm keine Augen, keine Löcher, durch die die Samen - auch nicht vorzeitig auf die Erde - ausgestreut werden könnten. Er eignet sich für die maschinelle Ernte besonders gut.
- Seine Erntereife kündigt sich durch das Braunwerden der ganzen Pflanze, das Abfallen der Blätter und das „Singen“ (Klappern) der Samen in den Kapseln an!
- Bei der Samenernte müssen die Kapseln zerstört werden. Händisch – oder maschinell, wie es meistens durch eine Art Mähdrescher geschieht.
- Die Mohnsamen müssen durch mehrmaliges, immer feineres Sieben von groben und staubfeinen Pflanzenresten gereinigt werden. Sie dürfen keine Nacht im Staub liegen bleiben, damit sie nicht verbittern.
- Ebenso wichtig ist ein Nachtrocknen und eine trockene, aber luftige Aufbewahrung, sonst besteht erhöhte Schimmelgefahr, außerdem würde das in den Samen enthaltene Öl schnell verderben (ranzig werden). Achtung: Mohn nimmt schnell die Gerüche seiner Umgebung auf!
BEZUGSQUELLEN für Speisemohnsamen
Hof- und hauseigene Mohnsamen werden, da sie ja reichlich vorhanden sind und viele Menschen sich an Mohn erfreuen, gerne verschenkt.1 (volle;) Mohnkapsel reicht als Saatgut für ein ca. 2 m² großes Beet.
Vielleicht kommt man als PrivatgärtnerIn auf diesem Weg auch an ein paar Körnchen der landwirtschaftlich genutzten, in OECD und in der EU zugelassenen Mohnsorten wie Edel-Weiß, Edel-Rot, Florian, Zeno, Marianne, Parmo …
Doch auch im Samenhandel findet man Schlafmohn:
- Eine große Auswahl von Schlafmohnsorten und einige dazu passende Rezepte werden im Internetshop von Deaflora gefunden.
- Besonders attraktiver Schlafmohn für den Bauerngarten bei Saatgut-Vielfalt
- A l t e Speisemohnsorten mit Schließmohn und Schüttmohn bietet der Kaiserstühler Garten auf seiner aktuellen Sortenliste zum Kauf an.
- Wunderschöne Schlafmohnsorten, gefüllte und einfach blühende, findet man bei Botanik Sämereien, Schweiz.
ALLGEMEINES ZUM MOHNANBAU:
Mohn ist eine gesunde Pflanze, die im Hausgarten, richtiger Stand vorausgesetzt, keinen Pflanzenschutz benötigt.
Zum guten Gedeihen braucht Mohn kalte Füße, aber einen heißen Kopf! Mohn keimt bereits ab 3° innerhalb von 14 Tagen. Richtigen Frost verträgt er aber dabei nicht! Große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht schaden ihm nicht. Während der Blüte und zur Samenreife braucht Mohn Sonne und Wärme! Saatbeispiel: In Ulten, einem Südtiroler Bergtal, ist der 10. April Saattag. Geerntet wird im September.
Aussaat von Mohn und Pflege während seines Lebenszyklus
Mohn gedeiht sowohl im Garten, auf dem Acker als auch in Pflanzgefäßen. Wichtig für seine Keimung ist, dass man beachtet, dass Mohnsamen Lichtkeimer sind! Das bedeutet, dass die Samen nicht oder nur sehr dünn mit Erde bedeckt werden dürfen. - Sie werden auf gelockerte, mit Dünger versorgte und wieder glatt gerechte Erde breitwürfig oder, bei Bedarf, in Reihen ausgestreut, die Erde mit den Samen mit einem Brett niedergedrückt und anschließend leicht feucht gehalten.
- Weiterführende Links: Bodenvorbereitung und Bodenpflege, desweiteren Pflanzen vermehren durch Samen
- Die angeführte Aussaat-Anleitung gilt neben Schlafmohn auch für Klatschmohn, Islandmohn und Türkischen Mohn.
Schlafmohnsorten haben eine langsame Jungendentwicklung und brauchen von der Aussaat bis zur Blüte 70 – 90 Tage.
Mohnkeimlinge werden gerne von Schnecken gefressen und sollten deshalb vor Nacktschnecken besonders geschützt werden.
Ab einer Höhe von 5 cm werden die Sämlinge bei bedecktem Himmel ausgedünnt auf ca. 10 cm Standweite. Mohn lässt sich nicht verpflanzen!
Die Jungpflanzen vertragen kein Unkraut. Sie werden gehackt, bis sie 15 cm hoch sind und dabei etwas angehäufelt.
Die Blütenknospe des Mohns steht anfangs aufrecht, neigt sich wenige Tage vor dem Aufblühen abwärts, um sich zum Entfalten der Blüte wieder aufzurichten.
Jede einzelne zauberhafte Schlafmohnblüte öffnet sich übrigens nur für 1 - 2 Tage.
Als Selbstbestäuber enthalten Mohnblüten keinen Nektar und geben keinen Duft ab, sind aber reich an Pollen, den alle Bienen und Hummeln lieben und einsammeln. Die Selbstbefruchtung erfolgt in der noch geschlossenen Blüte. Aber, obwohl Mohn zu den Selbstbestäubern zählt, neigen seine Sorten in unterschiedlicher Intensität (bis zu 40%) zur Fremdbefruchtung. Eine Kreuzung zwischen Schlafmohn und Klatschnohn ist jedoch vollkommen auszuschließen, da sie nicht miteinander kompatibel sind.
Zur Samengewinnung werden die Kapseln der ersten großen Blüten nehmen. Möchte man die Sorte sortenrein erhalten, wird bereits die Knospe rechtzeitig mit einem Netz vor Insekten geschützt, damit die Gefahr einer möglichen Fremdbefruchtung aus dem Weg geräumt ist.
- 1 Mohnkapsel reicht als Saatgut für ein ca. 2 m² großes Beet. Das Saatgut bleibt bei richtiger Lagerung 3 bis 6 Jahre keimfähig.
Die Erntereste eignen sich zum Anfeuern und als Kompostzutat.
Form der einzelnen Blüte
- aufrecht
- Perigon
Blütenstand
- aufrecht
Wuchshöhe
- bis 1,5 m
Blütenduft
- ohne
Blattansatz am Stängel
- halbstängelumfassend / semiamplexikaul
Stängel
- aufrecht
- rund
- behaart
Unterirdische Pflanzenteile
- Pflahlwurzler
Frucht
- Kapsel
Blattform
- länglich eiförmig
Blattrand
- gebuchtet